Gefahrstoffe im Labor sicher lagern (Teil 2)

  06.11.2018Kategorie Wissen & How-To, Wissenschaft

Gefahrstoffe sicher lagern – das gehört für viele von Ihnen zur tägliche Arbeitsroutine. Doch sind die Gefahrstoffe wirklich immer sicher gelagert? Chemieunfälle sind gar nicht so selten, so die Feststellung in unserem ersten Teil des Artikels. Beim täglichen Handling von Chemikalien gerät schnell in Vergessenheit, dass der Umgang mit toxischen und entzündbaren Stoffen teils schwerwiegende Gefahren für Mensch und Umwelt birgt.

Ob bei Lebensmittelherstellern, in Forschungseinrichtungen, Entsorgungs-, Handwerksbetrieben oder Apotheken, in vielen Unternehmen und Laboratorien spielt der sichere Umgang und somit auch die sichere sowie feuerbeständige Lagerung von Gefahrstoffen eine wesentliche Rolle. Nicht in jedem Unternehmen ist dabei die Lagerung in einem eigenen Schutzraum möglich und praktikabel. Entsprechend sind hier Lösungen für die Lagerung in Innenräumen vorzuziehen.

In der Regel kommen hierfür Sicherheitsschränke zum Einsatz. Diese dienen der sicheren Aufbewahrung von brennbaren Chemikalien und Druckgasflaschen. Sie müssen dabei so aufgestellt, betrieben und instandgehalten werden, dass die Sicherheit Beschäftigter und Dritter, insbesondere vor Brand- und Explosionsgefahren, dauerhaft gewährleistet ist. Demnach gilt es hier umfassende gesetzliche Bestimmungen zu beachten gilt. Wir erläutern, welche gesetzlichen Anforderungen moderne Sicherheitsschränke erfüllen müssen.

Gefahrstoffe sicher lagern: Anforderungen an Sicherheitsschränke nach DIN EN 14470-1

Die brandschutztechnischen Anforderungen an Sicherheitsschränke richten sich nach TRGS 510 Anlage 3 und DIN EN 14470 Teil 1. Im folgenden stellen wir Ihnen die wesentlichen Anforderungen im Überblick vor.

Gefahrstoffe lagern im Sicherheitsschrank nach DIN EN ISO 14470-1

Sicherheitsschrank nach DIN EN ISO 14470-1, Quelle: asecos.com

Sicherheitsanforderungen

  • Minimierung des Brandrisikos im Zusammenhang mit der Lagerung von brennbaren Stoffen und Schutz des Schrankinhalts im Brandfall über eine bekannte (geprüfte) Zeitspanne.
  • Minimierung der in die Arbeitsumgebung abgegebenen Dämpfe.
  • Rückhaltung möglicher Leckagen im Schrankinneren.
  • Zum ersten Mal sind auch Feuerwehrleute als ausdrückliches Schutzziel definiert. Die Norm fordert genügend Zeit für Personal, den Arbeitsraum zu verlassen und ausreichend Zeit für Feuerwehrleute, in das Gebäude zu gelangen, bevor durch die gelagerten brennbaren Stoffe ein unkontrollierter Brand entsteht.

Feuerwiderstandsfähigkeit

  • Test in einer geeigneten Brandkammer als einzelner, freistehender Schrank.
  • Der gesamte Schrank muss gleichen Hitzebedingungen ausgesetzt sein.
  • Beflammung gemäß der Einheitstemperaturkurve EN 1363-1 (5.1.1).
  • Der Temperaturanstieg wird im Schrank gemessen (13 Messstellen auf den Oberflächen und der Luft).
  • Der Schrank wird dann als Typ 15, 30, 60 oder 90 klassifiziert. Diese Ziffer gibt Aufschluss über die Feuerwiderstandsfähigkeit des Schranks in Minuten.Gängiger Standard sind jedoch Schränke mit einer Feuerwiderstandsfähigkeit von 90 Minuten (Typ 90).
Feuerlöscher und Schlauch in einem Flur

Feuerlöscher und Schlauch in einem Flur, Quelle: Brian Jackson / fotolia.com

Anforderungen an die Türen

  • Müssen von jeder Stellung aus komplett schließen (Schließzeit max. 20 s).
  • Eingebaute Feststellanlagen müssen festgestellte Türen bei einer Temperatur von 50 (+0 / -10) °C auslösen.
  • Ein besonders wichtiger Punkt sind die Türen bei den Brandschutzschränken, denn wenn die Türen von Gefahrstoffschränken offenstehen, kann ein Feuer schnell auf den Inhalt übergreifen. Daher ist es nach DIN EN 14470-1 vorgeschrieben, dass ein automatischer Schließmechanismus vorhanden ist, der im Brandfall sicherstellt, dass die Türen der Gefahrstoffschränke verschlossen sind.

Anforderungen an die Lüftung

  • Zu- und Abluftöffnungen sind vorgeschrieben.
  • Die Lüftungsöffnungen müssen bei einer Temperatur von 70 °C (+ / -10 °C) automatisch schließen.

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    Böden und Auszüge

    •  Die Böden und Auszüge müssen die vom Hersteller angegebene Traglast während der Branddauer tragen können.

    Mitzuliefernde Informationen

    • Bedienungsanleitung mit Angaben zur maximalen Belastung von Böden oder Auszügen des Schrankes, Volumen der Bodenauffangwanne, Empfehlungen für Überprüfung und Wartung, Konformitätserklärung des Herstellers oder Konformitätsbescheinigungen einer autorisierten Materialprüfanstalt.

    Kennzeichnung und Beschriftung

    • Hinweis: Türen nach Gebrauch geschlossen zu halten.
    • Warnsymbole “Caution: risk of fire” und “Fire: open light and smoking forbidden” gemäß ISO 3864.
    • Die Feuerwiderstandsfähigkeit in Minuten gemäß DIN EN 14470-1.
    • Name und / oder Warenzeichen des Herstellers.
    • Modellnummer und Baujahr.

    Sicherheitsschränke vs Schutzräume

    Moderne Sicherheitsschränke nach den Standards der DIN EN 14470-1 bieten einen vergleichbaren hohen Schutz wie Lagerräume. Sie tragen jedoch, im Gegensatz zu Räumen, den erhöhten Anforderungen an Flexibilität Rechnung. Nach Abstimmung mit den örtlichen Feuerwehren ist sogar die Aufstellung in Fluren möglich, wenn dadurch die Fluchtwegbreite nicht eingeschränkt wird. Die Schränke ermöglichen dann eine schnelle und effektive Einlagerung der gefährlichen Stoffe nach Arbeitsende. Das Risiko, dass Chemikalien ungeschützt am Arbeitsplatz gelagert werden, wird minimiert. Zudem wird der hausinterne Transport zwischen Labor und einem dezentralen Chemikalienlager minimiert.

    Ein Sicherheitsschrank, der die Anforderungen nach DIN EN 14470-1 erfüllt, bietet demnach einen sehr hohen Schutz und größte Sicherheit. Er ist bestens geeignet, Gefahrstoffe sicher zu lagern.

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